Interview: Klee
Ort: Köln
Datum: 26.07.2008
Anwesend: Tom Deininger (Gitarrist), Sten Servaes (Keyboard), sowie Oliver S. und -Christoph- von www.konzerttagebuch.de
Heute erscheint mit "Berge versetzen" das mittlerweile vierte Klee-Album; das erste, daß die Kölner Band bei einem Majorlabel veröffentlicht. Trotz des Vermarktungs- und Interviewstresses finden Gitarrist Tom und Keyboarder Sten an einem Samstagnachmittag Zeit, mit uns lange über die neue Platte, Konzerte und die Liebe zu Musik zu sprechen.
Wir treffen uns mit Tom und Sten in einem Kölner Café. Erster Star des Nachmittags ist Olivers Rezensionsexemplar der neuen Platte. Die beiden Musiker haben selbst noch keines und sehen sie sich erst einmal genau an.
Zuletzt haben wir Klee auf dem chaotischen Melt!-Festival gesehen und gesprochen. Der Auftritt der Kölner war zwar gewohnt mitreißend - aber wie so vieles auf dem Melt! nicht ganz pannenfrei. Ein Ordner war während des Konzerts über ein Kabel gestolpert und hatte einen Stromausfall verursacht. Am Anfang unseres Gesprächs hatten wir gemeinsam festgestellt, daß Festivals oft schrecklich anstrengend und unorganisiert sind.
Konzerttagebuch.de: Ihr spielt also lieber in Clubs als auf Festivals?
Sten: So kann man das nicht sagen, daß das Konzert selber in Clubs schöner ist. Das ist auf Festivals auch toll. Das Drumherum ist halt schon anders und gar nicht so romantisch. Man verklärt das sehr. Wenn wir im Winter im Studio sitzen, denkt man sich: "Ach, bald wieder auf Festivals spielen, mit anderen Bands backstage sitzen und Bier trinken..." Das passiert ab und zu auch, ist aber eher die Ausnahme.
Tom: Es ist auch Glücksache, ob man sich da trifft. Man hat ja während solch eines Festivals viel zu tun und kann nicht bloß abhängen. Du gibst den ganzen Tag Interviews und hast andere Sachen zu tun.
Sten: Dieses Jahr war es wirklich so, daß wir immer an einem Tag aufgetreten sind, an dem dann gerade nicht die befreundeten Bands gespielt haben.
Insofern ist natürlich ein Club-Konzert schöner, weil man das Set viel intimer gestalten kann, auf den Abend zuschneiden kann. Das nervt bei einem Festival schon, daß man da so limitiert ist, daß man so ein Zeitkorsett hat. Ihr wißt, daß bei uns viel spontan passiert, emotional ist. Wenn das nicht möglich ist und man weiß, wir haben nur 45 Minuten, dann muß da gute Stimmung beim letzten Song sein, das ist schon schwierig. Bei einem Club-Konzert ist das ganz anders, da kann Suzie auch viel freier mit den Leuten arbeiten, man weiß gar nicht, wohin das einen trägt aber irgendwie am Ende des Tages denkt man: "Ach doch, das war super!"
Kennt ihr in dem Zusammenhang den Wikipedia-Eintrag über Euch, in dem es heißt:
Ich fand toll, daß ihr auf dem Melt! einen stark elektronischen Schwerpunkt hattet...
Sten: Das hatten wir bewußt so gewählt. Wir hatten auch für das Zelt plädiert. Matthias Hörstmann, der oberste Chef des Melt!, wollte uns haben und wollte eigentlich, daß wir auf der Hauptbühne spielen. Aber da wir an dem Samstag nicht konnten, weil Gurten schon viel früher bestätigt war, blieb nur der Freitag und da waren tatsächlich auf der Hauptbühne schon einige gesetzt, wahrscheinlich irgendwelche Engländer...
Die Editors...
Sten: Und Kate Nash war auch gesetzt, davor war auch noch jemand... Adam Green, genau. Das war auch wohl fix. Wir hätten dann davor spielen müssen. Also haben wir dann entschieden, daß das wahrscheinlich blöd ist und gebeten, daß wir im Zelt spielen können, weil da die Stimmung dann doch clubähnlicher und intensiver ist, daß es sich nicht verläuft und sich die Leute auf den Act konzentrieren. Und wir wußten natürlich auch, daß das Melt! schon einen elektronischen Ursprung hat - wir ja auch - und haben dann ein spezielles Melt! Set gemacht. Das hat ja auch ganz gut funktioniert.
Das hat es! Vor allem war sehr lustig, daß der Zeltboden so stark vibriert hat...
Sten: Das haben wir gar nicht gemerkt.
Auch die Leute, die sich nicht bewegen wollten, mußten mitwippen, sie konnten nicht anders...
Sten: Cool! Wir hatten auf der Bühne - Suzie hat das wahrscheinlich gar nicht mitbekommen, ja doch, als der Rechner ausfiel... Aber das war so ein bißchen Kampf. Die Monitore waren aus, dann der Strom, weil irgendein Mensch über ein Kabel stolperte, das sind Pannen, die nicht passieren dürfen, vor allem bei einem Festival. Da muß man dann irgendwie durch. Es ist aber nicht vielen Leuten aufgefallen.
Tom: Schlimm ist aber, daß einem das selbst auffällt. Man ist dann kopfmäßig auf einmal in diesem Technikding drin - und will das gar nicht. Man hatte bis dahin ein schönes Konzert und konnte sich voll auf die Leute einstellen und dann kommt da so ein Organisationsscheiß und Technikkram dazwischen.
Sten: Das ist genau der Punkt. Spielerisch hat es wahrscheinlich kaum jemand gemerkt, bis auf den Song, bei dem der Strom weg war. Aber die Konzentration und der Spaß, und daß man sich gehenlassen kann und ins Publikum eintaucht, das war alles unterbrochen.
Tom: Ich hatte erst das Gefühl, die komplette Front wäre ausgefallen, weil ich nur noch meinen Verstärker ein wenig hörte - und das Schlagzeug dazu.
Sten: Das Blöde auf der Bühne ist ja, daß du abhängig von den Monitoren bist. Du hörst sonst gar nichts, weil du hinter den großen Boxen stehst. Bis auf das Schlagzeug kriegst du nichts mit. Auch der Gesang ist viel zu leise. Alles, was ich nicht auf meinem Monitor habe, ist für mich gar nicht da. Ich habe dann auch kein Gefühl für den Song. Da stehst du dann richtig blöd und nackt da. Ich höre den Beat aber wo bin ich? Dann spiele ich zwar weiter aber ich weiß nicht, ob das die anderen auch machen.
Das kann euch beim Fernsehgarten nicht passieren...
Sten: Das stimmt! Da kann aber die CD springen.
Habt ihr schon andere schreckliche Konzerte erlebt?
Sten: Richtige Katastrophen...?
Tom: Das Radiokonzert bei Sputnik in Halle!
Sten: Wir haben ein live übertragenes Radiokonzert beim MDR gespielt. Da war dann Stromausfall auf dem ganzen Gelände, der Generator ist ausgefallen, da war wirklich nichts mehr. Wir waren auf der Bühne und spielten gerade. Und dann war Suzie so unglaublich kreativ. Sie hat dann ins Publikum geschrieen: "Da simmer dabei..." und diese 5.000 Leute haben alle mitgesungen. Der MDR Chef stand hinten auf der Bühne und hatte ein Grinsen im Gesicht. Der sagte dann später: "Das war super, ihr habt das gerettet." Die Leute haben immer weitergesungen, und nach fünf Minuten kam der Strom wieder.
Anschließend haben wir über "Berge versetzen" gesprochen. Das neue Klee Album ist am heutigen 1. August erschienen, nachdem vor zwei Wochen die Vorabsingle "Zwei Herzen" auf den Markt kam. "Zwei Herzen" ist auf Platz 29 der deutschen Charts eingestiegen und - offenbar nicht nur für uns - ein echter Tanzhit.
Die Fortsetzung folgt in Kürze!
Wir treffen uns mit Tom und Sten in einem Kölner Café. Erster Star des Nachmittags ist Olivers Rezensionsexemplar der neuen Platte. Die beiden Musiker haben selbst noch keines und sehen sie sich erst einmal genau an.
Zuletzt haben wir Klee auf dem chaotischen Melt!-Festival gesehen und gesprochen. Der Auftritt der Kölner war zwar gewohnt mitreißend - aber wie so vieles auf dem Melt! nicht ganz pannenfrei. Ein Ordner war während des Konzerts über ein Kabel gestolpert und hatte einen Stromausfall verursacht. Am Anfang unseres Gesprächs hatten wir gemeinsam festgestellt, daß Festivals oft schrecklich anstrengend und unorganisiert sind.
Konzerttagebuch.de: Ihr spielt also lieber in Clubs als auf Festivals?
Sten: So kann man das nicht sagen, daß das Konzert selber in Clubs schöner ist. Das ist auf Festivals auch toll. Das Drumherum ist halt schon anders und gar nicht so romantisch. Man verklärt das sehr. Wenn wir im Winter im Studio sitzen, denkt man sich: "Ach, bald wieder auf Festivals spielen, mit anderen Bands backstage sitzen und Bier trinken..." Das passiert ab und zu auch, ist aber eher die Ausnahme.
Tom: Es ist auch Glücksache, ob man sich da trifft. Man hat ja während solch eines Festivals viel zu tun und kann nicht bloß abhängen. Du gibst den ganzen Tag Interviews und hast andere Sachen zu tun.
Sten: Dieses Jahr war es wirklich so, daß wir immer an einem Tag aufgetreten sind, an dem dann gerade nicht die befreundeten Bands gespielt haben.
Insofern ist natürlich ein Club-Konzert schöner, weil man das Set viel intimer gestalten kann, auf den Abend zuschneiden kann. Das nervt bei einem Festival schon, daß man da so limitiert ist, daß man so ein Zeitkorsett hat. Ihr wißt, daß bei uns viel spontan passiert, emotional ist. Wenn das nicht möglich ist und man weiß, wir haben nur 45 Minuten, dann muß da gute Stimmung beim letzten Song sein, das ist schon schwierig. Bei einem Club-Konzert ist das ganz anders, da kann Suzie auch viel freier mit den Leuten arbeiten, man weiß gar nicht, wohin das einen trägt aber irgendwie am Ende des Tages denkt man: "Ach doch, das war super!"
Kennt ihr in dem Zusammenhang den Wikipedia-Eintrag über Euch, in dem es heißt:
"Die Konzerte sind durch individuelle Ansagen und spontane Einlagen von Suzie Kerstgens gekennzeichnet. So wissen mitunter selbst die Bandmitglieder nicht, mit welcher „Realität“ oder welchem „Traum“ sie konfrontiert werden."Sten: Das stimmt schon. Suzie läßt sich da ja gar nicht in ein Korsett spannen. Das ist auch für uns spannend, weil dann wirklich jeder Abend anders wird. Und das ist auf einer Tour, in einem Club tatsächlich so, da hast du den direkten Vergleich zum Vortag und merkst, jeder Abend ist einzigartig. Wenn du zwei Festivals hintereinander spielst und jeweils 45 Minuten hast, ist die Setlist schon ähnlich und dann weiß man auch ungefähr, bei "Zwei Herzen" wird die Stimmung besser und dann kommt "Gold", das finden die meisten toll, weil sie es kennen. Ich will nicht sagen, daß es routinierter ist, es hat einfach nicht die selbe Atmosphäre.
Ich fand toll, daß ihr auf dem Melt! einen stark elektronischen Schwerpunkt hattet...
Sten: Das hatten wir bewußt so gewählt. Wir hatten auch für das Zelt plädiert. Matthias Hörstmann, der oberste Chef des Melt!, wollte uns haben und wollte eigentlich, daß wir auf der Hauptbühne spielen. Aber da wir an dem Samstag nicht konnten, weil Gurten schon viel früher bestätigt war, blieb nur der Freitag und da waren tatsächlich auf der Hauptbühne schon einige gesetzt, wahrscheinlich irgendwelche Engländer...
Die Editors...
Sten: Und Kate Nash war auch gesetzt, davor war auch noch jemand... Adam Green, genau. Das war auch wohl fix. Wir hätten dann davor spielen müssen. Also haben wir dann entschieden, daß das wahrscheinlich blöd ist und gebeten, daß wir im Zelt spielen können, weil da die Stimmung dann doch clubähnlicher und intensiver ist, daß es sich nicht verläuft und sich die Leute auf den Act konzentrieren. Und wir wußten natürlich auch, daß das Melt! schon einen elektronischen Ursprung hat - wir ja auch - und haben dann ein spezielles Melt! Set gemacht. Das hat ja auch ganz gut funktioniert.
Das hat es! Vor allem war sehr lustig, daß der Zeltboden so stark vibriert hat...
Sten: Das haben wir gar nicht gemerkt.
Auch die Leute, die sich nicht bewegen wollten, mußten mitwippen, sie konnten nicht anders...
Sten: Cool! Wir hatten auf der Bühne - Suzie hat das wahrscheinlich gar nicht mitbekommen, ja doch, als der Rechner ausfiel... Aber das war so ein bißchen Kampf. Die Monitore waren aus, dann der Strom, weil irgendein Mensch über ein Kabel stolperte, das sind Pannen, die nicht passieren dürfen, vor allem bei einem Festival. Da muß man dann irgendwie durch. Es ist aber nicht vielen Leuten aufgefallen.
Tom: Schlimm ist aber, daß einem das selbst auffällt. Man ist dann kopfmäßig auf einmal in diesem Technikding drin - und will das gar nicht. Man hatte bis dahin ein schönes Konzert und konnte sich voll auf die Leute einstellen und dann kommt da so ein Organisationsscheiß und Technikkram dazwischen.
Sten: Das ist genau der Punkt. Spielerisch hat es wahrscheinlich kaum jemand gemerkt, bis auf den Song, bei dem der Strom weg war. Aber die Konzentration und der Spaß, und daß man sich gehenlassen kann und ins Publikum eintaucht, das war alles unterbrochen.
Tom: Ich hatte erst das Gefühl, die komplette Front wäre ausgefallen, weil ich nur noch meinen Verstärker ein wenig hörte - und das Schlagzeug dazu.
Sten: Das Blöde auf der Bühne ist ja, daß du abhängig von den Monitoren bist. Du hörst sonst gar nichts, weil du hinter den großen Boxen stehst. Bis auf das Schlagzeug kriegst du nichts mit. Auch der Gesang ist viel zu leise. Alles, was ich nicht auf meinem Monitor habe, ist für mich gar nicht da. Ich habe dann auch kein Gefühl für den Song. Da stehst du dann richtig blöd und nackt da. Ich höre den Beat aber wo bin ich? Dann spiele ich zwar weiter aber ich weiß nicht, ob das die anderen auch machen.
Das kann euch beim Fernsehgarten nicht passieren...
Sten: Das stimmt! Da kann aber die CD springen.
Habt ihr schon andere schreckliche Konzerte erlebt?
Sten: Richtige Katastrophen...?
Tom: Das Radiokonzert bei Sputnik in Halle!
Sten: Wir haben ein live übertragenes Radiokonzert beim MDR gespielt. Da war dann Stromausfall auf dem ganzen Gelände, der Generator ist ausgefallen, da war wirklich nichts mehr. Wir waren auf der Bühne und spielten gerade. Und dann war Suzie so unglaublich kreativ. Sie hat dann ins Publikum geschrieen: "Da simmer dabei..." und diese 5.000 Leute haben alle mitgesungen. Der MDR Chef stand hinten auf der Bühne und hatte ein Grinsen im Gesicht. Der sagte dann später: "Das war super, ihr habt das gerettet." Die Leute haben immer weitergesungen, und nach fünf Minuten kam der Strom wieder.
Anschließend haben wir über "Berge versetzen" gesprochen. Das neue Klee Album ist am heutigen 1. August erschienen, nachdem vor zwei Wochen die Vorabsingle "Zwei Herzen" auf den Markt kam. "Zwei Herzen" ist auf Platz 29 der deutschen Charts eingestiegen und - offenbar nicht nur für uns - ein echter Tanzhit.
Die Fortsetzung folgt in Kürze!
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen