Montag, 29. September 2008

Pete & The Pirates (David Thorpe & Jonny Sanders)


Interview: Pete & The Pirates
Ort: Restaurant des Stadtgartens in Köln
Datum: 26.09.2008
Anwesend:
Gitarrist David Thorpe & Schlagzeuger Jonny Sanders


Ein würdiger Ort und ein würdiges Datum. Genau vor einem Jahr hatten Oliver und ich Anna Ternheim im Stadtgarten in Köln getroffen und interviewt. Meine heutigen Gesprächspartner stammen zwar nicht aus Schweden, machen aber trotzdem wundervollen Indiepop, auf den ich live ganz besonders gespannt war. Aber auch auf vieles andere...

Konzerttagebuch: Das ist euer erstes Mal in Köln, oder?

David: Es ist sogar unser erstes Mal in Deutschland.

Also habe ich euch bisher nicht verpasst!

David: Aus irgendeinem Grund waren wir noch nicht hier, obwohl Deutschland weit oben auf unserer Prioritätenliste steht.

Ihr stammt aus Reading. Ich muß gestehen, daß ich die Stadt nur wegen des Festivals kenne.

David: Das geht den meisten Leuten so.
Jonny: Wenn du sagst, daß du aus Reading bist, kommt immer gleich: "Ah, das Festival!" Reading war früher mal berühmt für die "Three Bs", Blumenzwiebeln, Bier und Biscuits. Jetzt bloß noch für das Festival.

War das Festival auch ein Grund dafür, eine Band zu gründen?

David: Es ist eher umgekehrt. Das Festival ist eine Art Anomalie, die viele Bands anzieht. Davon abgesehen gibt es kaum Orte für Konzerte. Es kommen daher fast nie Gruppen zu normalen Auftritten nach Reading. Das war mehr unsere Inspiration, eine Band zu gründen, der Mangel an Musik in unserer Heimatstadt.

Aber als Fans wart ihr oft da?

David: Ja, sicher!

Erinnert ihr euch an besondere Gigs?

David: Sebadoh 1996! Das war unglaublich und ist bis heute eines der besten Konzerte! In den letzten beiden Jahren haben wir dann auf dem Festival gespielt. Das war natürlich noch einmal eine ganz andere Erfahrung.

Eben das Heimatfestival?

David: Ja, das war fantastisch. Wir hatten ein wirkliches Heimspiel. Wahrscheinlich war das unser bisheriges Highlight als Band.
Jonny: Wir hatten das auch so nicht erwartet, als wir zum ersten Mal da aufgetreten sind. Wir sind rausgegangen und waren überwältigt wegen der Reaktionen. Im zweiten Jahr war es ähnlich, nur mit vier- bis fünfmal so vielen Zuschauern. Das war gewaltig!

Ich habe davon gelesen, daß ihr angeblich Privatkonzerte auf dem Campingplatz gegeben habt. Vor jedem Zelt, neben dem eine Piratenflagge gehisst war, wolltet ihr Gigs spielen. Stimmt die Geschichte?

David: Richtig! Das haben wir gemacht. Aber nicht dieses Jahr, nur beim ersten Mal. Das war sehr komisch. Die ursprüngliche Idee dahinter war folgende: Weil wir nach unserem Gig Zeit hatten, wollten wir anschließend ein paar Shows auf dem Campingplatz machen, um die Leute zu unterhalten. Es waren aber nicht so viele...
Jonny: Es waren nicht so viele, wie wir erhofft hatten, weil das viel anstrengender war, als wir gedacht hatten. Das erste war schrecklich, das war ein reguläres Konzert und wir waren hinterher vollkommen fertig!
David: Es war ein riesiger Spaß! Die Leute standen um uns rum. Wir kamen da einfach nicht mehr raus. Also haben wir immer weiter gespielt.

Wir haben viel über Festivals geredet. Mögt ihr die mehr als Auftritte in Clubs?

David: Das Problem bei Festivals ist, daß es nicht dein Gig ist, nicht dein Publikum. Es kann dann beides sein, entweder sehr frustrierend oder erfüllend.
Jonny: Ich finde, es sind zwei Paar Schuhe.
David: Und dann der Jahreszeiten-Aspekt... Festivals sind im Sommer. Das heißt Ferien, Spaß haben, zum Festival gehen, gehören zusammen. Als Fan und Musiker mag ich aber Clubkonzerte lieber, weil sie überschaubarer sind.
Jonny: Wenn Du Headliner bist, das Konzert ausverkauft ist, dann gibt es da eine besondere Beziehung zwischen Band und Publikum.

Wo würdet ihr gerne mal spielen?

David: In Japan gibt es dieses Fujirock Festival. In dieser unglaublichen Szenerie zu spielen, muß unglaublich toll sein! Auch in Amerika würde ich gerne Festivals spielen.
Jonny: Lollapalooza oder Coachella.
David: Mitten in der Nacht in einem Wald würde ich auch gerne mal spielen!
Jonny: In einem Wald wäre großartig! Wir hatten auch die Idee, eine Tournee auf einem Boot zu machen. Wir würden zu einem Hafen fahren und da Konzerte geben. Wir segeln also, legen an, und die Leute kommen an die Küste, um uns zu sehen. Das ist eine Phantasie, die wir haben.

Eine gute Phantasie! A propos Phantasie: wo kommt euer Name her? Von Peter Pan, oder heißt ihr so wegen der beiden Petes in der Band?

David: Das hat schon mit den Namen zu tun. Auf den Bandnamen kamen wir, als einer der Petes und ich ganz am Anfang mal Lieder aufgenommen haben. Pete & The Pirates ist dann hängengeblieben.

Das ist ja auch ein guter Name!

Jonny: Ja, die Leute erinnern sich daran.
David: Wir haben nie groß darüber nachgedacht, es ergab sich einfach so.

Wir haben vorhin über gute Konzerte gesprochen. Erinnert ihr euch an richtig schlechte?

David: Mit Sicherheit!
Jonny: Ich habe viele schlechte Konzerte gesehen! Normalerweise geht man ja nicht zu Gigs von Bands, die man nicht mag. Daher sind schlechte Konzerte meist die, die mies gemischt sind und bei denen es der Sound einem schwer macht, die Musik zu genießen. Daher ist uns so wichtig, daß wir viel Arbeit in die Abmischung stecken und einen guten Livesound haben.
David: Ich habe eine Band in Reading gesehen, die ich wirklich mag, The Rapture. Ich hatte mich sehr auf die gefreut. Das wurde aber vollkommen ruiniert, weil die Band so leise war. Wir konnten uns da so unterhalten, wie wir jetzt gerade. Das ist eine echte Schande. Und die Band konnte nichts dafür.
Jonny: Das gleiche ist uns doch bei Rage oder Metallica passiert?
David: Ja, bei Rage Against The Machine. Da konnte man sich ganz bequem über die Musik sprechen. Irgendwer sagte dann: "Seid still, ich möchte die Musik hören!" Bizarr!

Habt ihr schon Konzerte verpatzt?

David: Dauernd! Meist sind das technische Sachen. Gitarren, die kaputtgehen oder Schlagzeuge, die auseinanderfallen. In Glasgow hatten wir beides auf einmal...

Kennt ihr deutsche Bands?

David: Natürlich Krautrockbands wie Neu!, Can, Kraftwerk.
Jonny: Whitest Boy Alive.
David: Ich kenne noch MIT. Das sind Deutsche, oder?

Die sind sogar aus Köln!

David: Es gibt so viele deutsche Elektro- und Technobands.

Ich sehe gerade, daß ihr in knapp zehn Minuten auf der Bühne stehen sollt. Ich will euch nicht verpassen! Vielen Dank für das Gespräch!


 

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